Ideologische Versklavung und Religion

 

Wenn wir über ideologische Versklavung des Menschen sprechen, kommen wir nicht daran vorbei, auch über Religion und Glauben zu sprechen. Denn über Jahrtausende wurden sogenannte „Religionen“, Glauben und Aberglauben von Machthabern sowie von religiösen und politischen Führern dafür benutzt, den Menschen ideologisch zu konditionieren, zu versklaven und dienstbar zu machen. Im Folgenden müssen wir daher auch über die Entstehung von echter oder wahrer Religion und Religiosität, die letztendlich die Befreiung des Menschen von seinem Joch zum Ziel hat, als auch von deren Verfälschung zu unechter Pseudoreligion und Pseudoreligiosität sprechen.

Zur Entstehung ursprünglicher echter Religiosität kann folgendes gesagt werden:

In einem entlegenen Winkel, weit entfernt vom Zentrum unserer Galaxie, ist unser Sonnensystem entstanden. Und innerhalb dieses Sonnensystems hat sich auf einem Planeten, den wir „Erde“ nennen, eine Stufenleiter von Organismen gebildet. Auf den obersten Stufen dieser Stufenleiter sind Organismen entstanden, die wir als „Menschen“ bezeichnen. Und in diesen menschlichen Organismen entsteht oder erwacht etwas, das wir „Bewusstsein“ nennen – ein Etwas, das sich seines Daseins und auch seiner selbst bewusstwerden kann.

Weil dieses Etwas innerhalb eines Organismus erwacht, der von anderen Dingen und Organismen abgegrenzt scheint, gleichzeitig aber von äußeren Umständen und anderen Organismen abhängig ist, erfährt es ein gewisses Unterworfensein und ein Ausgeliefertsein an übergeordnete Gegebenheiten, Umstände und Gesetzmäßigkeiten, auf die es keinen Einfluss hat. Es erfährt sich sozusagen als kleines, unbedeutendes Fragment und als ein Etwas, das vom großen Ganzen oder von seinem Urgrund abgetrennt ist.

Daneben erkennt oder erahnt dieses Bewusstsein aber auch instinktiv, dass alles mit allem zusammenhängt und in seinem Zusammenfunktionieren organisch miteinander verbunden und voneinander abhängig ist.

Wenn es tiefer in diese Ahnung oder Erkenntnis eindringt, kann es erkennen, dass sich größere kosmische Einheiten in den kleineren und die kleineren wiederum in noch kleinere widerspiegeln: Myriaden von Galaxien bilden die einzelnen Organismen unseres Universums, Myriaden von Sonnen und Planeten bilden die einzelnen Organismen einzelner Galaxien und unserer Milchstraße. Ebenso bilden Myriaden von Organismen das organische Leben auf unserem Planeten und Myriaden von einzelnen Mikroorganismen oder Zellen bilden die einzelnen Organismen, während Myriaden von Molekülen und Atomen die einzelnen Zellen dieser Organismen bilden.

Unser Planet befindet sich in einem gewissen Abstand zu unserer Sonne, sodass ideale Bedingungen für die Entstehung von Organismen gegeben sind. Unsere Pflanzenwelt ist so organisiert, dass durch Photosynthese energiereiche organische Stoffe und der für höhere Organismen notwendige Sauerstoff entstehen. Die Minerale des Erdreichs und die durch Photosynthese entstandenen Stoffe dienen der Pflanzenwelt als Nahrung, die Pflanzenwelt nährt die Tier- und Menschenwelt usw.

Alles ist aufeinander aufgebaut und hängt wie in einem einzigen, riesengroßen Organismus zusammen.

Daher können wir unseren Planeten als einen riesigen Organismus mit verschiedenen Organen begreifen, wobei die Meere, das Erdreich, die Pflanzenwelt, die Tierwelt und die Menschenwelt jeweils als Organe mit spezifischen Aufgaben funktionieren.

Wir können also die gesamte Menschheit als ein einzelnes Organ innerhalb des Organismus unseres Planeten verstehen. Und den einzelnen Menschen können wir als einzelne Zelle dieses Organs Menschheit verstehen. Und so wie jede einzelne Zelle im Zellverband eines Organs in unserem Körper bestimmte organspezifische Aufgaben erfüllen muss, so muss auch der einzelne Mensch menschenspezifische Aufgaben innerhalb des Organs Menschheit erfüllen.

Das heißt, der Mensch ist von Natur aus mit artspezifischen Fähigkeiten und Eigenschaften ausgestattet, aber unterliegt dadurch gleichzeitig auch Beschränkungen.

Aufgrund seiner Beschränkungen und Abgrenzungen sowie dem in ihm anwesenden, reflektierenden Bewusstsein erahnt oder erkennt er, dass er unvollständig ist und dass er höheren Gewalten und Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist.

Dennoch erahnt oder erkennt er, dass da in dieser unermesslichen Existenz eine intelligente Kraft, ein intelligentes Etwas webt und wirkt, ein Etwas, das größer, mächtiger, unermesslicher und unergründlicher ist als er selbst. Und weil alles mit allem organisch zusammenhängt, nimmt er diese Kraft auch als seinen Ursprung oder Urgrund an, zu dem er sich aufgrund seiner Unvollständigkeit und seinem Abgetrenntsein vom großen Ganzen zurücksehnt.

Aus dieser Sehnsucht entsteht die Rastlosigkeit des Menschen. Sein elementarer Drang zu forschen, zu schaffen, sich zu verbünden, sein Hang zum anderen Geschlecht, sein erbitterter Drang nach Expansion, Macht und Reichtum, mit den oft verheerenden Folgen der Ausbeutung, des Krieges und der Vernichtung seiner eigenen Art, entstehen aus dieser Sehnsucht.

Aber auf der anderen Seite entstehen aus dieser Sehnsucht nach Ganzheit und Rückverbindung zu seinem Urgrund auch die Religiosität und die Religionen des Menschen.

Der primitive Geist sucht durch Opfergaben, Rituale, blinden Glauben und Aberglauben usw. die gefühlte höhere Macht oder Gewalt zu besänftigen und wohlzustimmen, während der höher entwickelte Geist das reine, ungebundene Bewusstsein zu erlangen sucht, um schließlich vollständig in seinen Urgrund einzugehen zu können.

Einzelne Individuen, die diese Rückverbindung erlangt haben, können dann zu wirklichen Religionsstiftern werden, indem sie Wege aufzeigen und vermitteln, wie eine solche Rückverbindung zum Urgrund erlangt werden kann. Ob wir diesen Urgrund „Gott“, „Brahma“, „Tao“, „ursprüngliches Bewusstsein“, „Nirwana“ oder einfach „Leere“ nennen ist vollkommen gleichgültig. Es wird immer das Gleiche, Unergründliche und Eine bleiben, das jenseits allen Glaubens und Unglaubens, und jenseits aller Gegensätze steht.

Religionen sind in erster Linie Mittel und Wege zur Rückverbindung des Menschen zu einem Ursprung. Ist diese Rückverbindung erst einmal gelungen, wird auch die Religion und die damit verbundene Ideologie überflüssig. Wenn ein Werkzeug seinen Zweck erfüllt hat, kann es beiseitegelegt werden. Daher wird der wirklich religiöse Mensch religionslos sein. Er wird weder einen Glauben noch einen Unglauben brauchen. Sobald er zum großen Ganzen geworden ist, wird er weder ein Theist noch ein Atheist sein. Er wird keinem Ismus und keiner Ideologie jedweder Art anhängen, und deshalb wird er friedfertig sein.

Das Problem aber liegt darin, dass die meisten Menschen schon in eine „Religion“ oder Ideologie hineingeboren werden und ihnen mit dieser „Religion“ oder Ideologie der Kopf „gewaschen“ wird. Das heißt, die entsprechende „Religion“ oder Ideologie wird ihnen schon von frühester Kindheit an eingetrichtert, ohne dass sie wirklich verstehen, worum es überhaupt geht. Es wird ihnen mit der „Strafe Gottes“ oder Ähnlichem gedroht, wenn sie diesem „Glauben“ oder dieser Ideologie zuwiderhandeln, und es wird ihnen das „Paradies“ oder der „Himmel“ versprochen, wenn sie Folge leisten. Ihre sogenannte „Religion“ oder Ideologie wird dann zu einem konditionierten Reflex, den sie für ihren „wahren Glauben“ oder für die einzig gültige Wahrheit halten, welche sie, gemäß ihrem elementaren Expansionsdrang und ihrem Streben nach Macht, durch Missionsarbeit oder sogar durch Gewalt und Kriege Andersgläubigen und Andersdenkenden aufzudrängen versuchen.

Nebenbei sei hier bemerkt, dass unsere politischen Systeme, seien es diktatorische, demokratische oder kommunistische, dem in keinster Weise nachstehen. Auch sie konditionieren ihre Kinder und Bürger. Der einzige Unterschied zu den „Religionen“ besteht darin, dass ihr „Paradies“ in der „idealen“ Staats- und Regierungsform liegt, für die auch sie über Leichen gehen.

Wahre Religion aber, das heißt die Rückverbindung zu unserem Ursprung oder Urgrund, kann nur im einzelnen Individuum, in unserem tiefsten Inneren stattfinden, indem wir als ein von unserem Urgrund abgetrenntes „Ich“ sterben. Nicht aber, wie manche irrsinnigerweise glauben, indem sie Andersdenkende durch Bedrohung und Gewalt zu bekehren suchen oder sie sogar vernichten. In diesem Fall wird nämlich die religionspsychologisch gesetzmäßige Tatsache, dass wir als „Ich“ sterben müssen, um zu unserem Urgrund zurückkehren zu können, missverstanden und nach außen verlagert. Dann müssen Andere anstelle des eigenen „Ich‘s“ sterben, weil sie das vermeintliche Hindernis für die erstrebte Rückverbindung zum Urgrund sind.

Solche und andere Tatsachen, die mit „Religion“ verknüpft sind, entsprechen eher einem mittelalterlichen Aberglauben, als dass sie in die heutige Zeit des „aufgeklärten Menschen“ passen.

Weil ausnahmslos in allen Religionen auch Regeln für das alltägliche Leben und Zusammenleben festgeschrieben sind, sollten diese Regeln eigentlich den Gegebenheiten der Zeit anpasst werden, sobald sie nicht mehr zeitgemäß sind. Stattdessen aber hält man über Jahrtausende militant an solche Regeln fest, obwohl sie für eine Rückverbindung zu unserem Urgrund vollkommen irrelevant sind. Es sind einfach Regeln für das Leben und das Zusammenleben, welche zu einer bestimmten Zeit, in einem bestimmten Kontext und in einer bestimmten Kultur ihren Sinn und Zweck gehabt haben mögen. Aber Zeiten, Kontexte und Kulturen ändern sich.

In manchen Gruppierungen gilt zum Beispiel für Frauen die zwanghafte Pflicht, eine Burka zu tragen. Ob die Frau eine solche trägt oder nicht, wird sicherlich keinen Einfluss auf ihre Rückverbindung mit dem Urgrund haben. Nicht die Burka, sondern ihre innerste Gesinnung wird das Entscheidende sein. Hinter dem Tragen müssen einer Burka stehen wahrscheinlich eher Gründe von Besitzansprüchen des Mannes und die Furcht vor sexuellem Begehren, welches einen Mann wohl auf „dumme Gedanken“ bringen und das alteingesessene Sozialleben stören könnte. Nichtsdestotrotz können aber solche einschränkenden Maßnahmen wie das Tragen einer Burka, das Fasten, der Verzicht auf Fleisch oder andere Entsagungen für den einzelnen Menschen eine Hilfe sein, um absichtlich eine innere Reibung zu erzeugen, die freies Bewusstsein auf den Plan ruft. Dem ist aber nur dann so, wenn solche einschränkenden Maßnahmen nicht gezwungenermaßen oder aus traditioneller Gewohnheit erfolgen, sondern bewusst und freiwillig. Denn wahre Religiosität kann nur in Freiheit gedeihen. Nicht zwanghaft aufgedrängte oder konditionierte Verhaltensregeln machen einen Menschen religiös, sondern bewusste und eigene Einsichten.

Ob jemand eine Burka trägt oder nicht, ob jemand Schweinefleisch isst oder nicht, ob jemand überhaupt Fleisch isst oder nicht, ob jemand raucht oder nicht, ob jemand Alkohol trinkt oder nicht, usw., ist objektiv gesehen für die Rückverbindung zum Urgrund vollkommen bedeutungslos und sollte jedem Einzelnen selbst überlassen bleiben.

Viel schlimmer aber als solche unbedeutenden und zwanghaften Regeln ist das, was zum Beispiel die Vertreter der katholischen Kirche tun, wenn sie versuchen in einer überbevölkerten Welt notleidenden Völkern der Dritten Welt Verhütungsmaßnahmen zu verbieten, obwohl es offensichtlich ist, dass ein Bevölkerungszuwachs in diesen Gebieten die Not und das Elend nur noch vergrößern und verschlimmern. Und das nur, weil in irgendeiner „Heiligen Schrift“ die Worte „Seid fruchtbar und mehret euch!“ stehen. Oder: wenn andere militante Religionsfanatiker durch „Heilige Kriege“ und Terror ihre Mitmenschen in Not und Elend stürzen.

Jedenfalls scheinen die etablierten „Religionen“ ebenso wie die Politik dem elementaren Expansionsdrang sowie dem Drang nach größerer Macht zu unterliegen und werden somit eher zu politischen, repressiven Systemen, die mehr oder weniger nationalistisch diktatorischen Staaten gleichen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie dem Menschen nicht die wahre Religion der inneren Rückverbindung zu seinem Urgrund lehren, sondern mehr Gewicht auf blinden Glauben, Gehorsam und Gebet legen. Wohl wissend, dass der wahre religiöse Mensch keine Kirchen, keine Moscheen, keine Synagogen und auch keine Tempel brauchen wird. Die Existenz und sein innerstes Sein werden seine Kirche, seine Moschee, seine Synagoge und sein Tempel sein.

Der wahre religiöse Mensch wird mit sich im reinen sein und wissen, dass sein Unerfülltsein durch die Abspaltung von seinem Urgrund zustande gekommen ist und die Verantwortung dafür wird er nicht bei anderen Menschen suchen. Deshalb wird er sich auch nicht in das Leben anderer einmischen, sondern den Weg zurück zu seinem Ursprung in sich selbst suchen. Und wenn er den Weg gefunden hat, wird er erfüllt sein. Welchen Grund sollte er dann noch haben, andere auszubeuten, seine Macht zu vergrößern, Kriege zu führen und seinesgleichen zu vernichten oder in Not und Elend zu stürzen?

Nur der unerfüllte, notleidende Mensch, der die Ursache seiner Not alleine in den äußeren Umständen sucht und bekämpft, kann Gräueltaten begehen.

Der Mensch muss umkehren und sich nach innen wenden, wenn er das teilweise grauenvolle Weltgeschehen ändern will. Aber das geht nicht plötzlich von heute auf morgen. Es geht nur nach und nach. Die Verstrickungen des Menschen in Gier, Machthunger, Rachsucht, Kriegen, Überbevölkerung und Notleiden sind zu groß, als dass es einen schnellen Ausstieg aus diesem Geschehen geben könnte, ohne dass noch viele in bitterster Not und Elend ausharren müssen oder auch vernichtet werden.

Als Einzelne sind wir diesem Geschehen, dieser Maschinerie, dieser Fabrik des Leidens hilflos ausgeliefert. Das Einzige, was wir als Einzelne tun können, ist bei uns selbst anzufangen und uns auf unser innerstes Wesen zu besinnen. Hoffend, dass nach und nach immer mehr Menschen und auch die Mächtigen dieser Welt zur Vernunft kommen und sich den wesentlicheren Dingen des Lebens zuwenden, anstatt blind den Sinn ihres Daseins in der Erfüllung von Gier, Machtstreben und in der Vernichtung ihrer Mitmenschen zu suchen, währenddessen sie vergessen, dass auch sie Vorübergehende sind.

Auf der einen Seite hat der Mensch Zivilisationen, Kulturen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritt geschaffen, während er auf der anderen Seite ein Tier oder sogar eine Bestie geblieben ist. Er kann zum Mond fliegen, Satelliten ins All und zu entfernten Planeten schicken, kann die Materie bis in ihre kleinsten Einheiten aufschlüsseln, aber seine Bestialität bekommt er nicht in den Griff. Vielmehr bestimmt diese oft sein Forschen und Schaffen, indem er hochtechnologisch ausgeklügelte Waffensysteme entwickelt, um seinesgleichen immer effizienter vernichten zu können, und all das, während er zu „Gott“ betet.

Abschließend zu diesem Kapitel sollen noch einige Worte über den Begriff „Glauben“, wie er in der deutschen Sprache und in Verbindung mit Religion verwendet wird, gesagt sein:

„Glauben heißt nichts wissen!“ lautet ein Sprichwort, und das stimmt auch. Wenn wir zum Beispiel sagen: „Ich glaube an ein Weiterleben nach dem Tod“, „Ich glaube, nach dem Tod ist alles vorbei“ oder „Ich glaube an Gott“, „Ich glaube, es gibt keinen Gott“, „Ich glaube, was in den heiligen Schriften steht“ usw., dann sind das lediglich Vermutungen. Aber es ist kein Wissen.

Wirklich religiöser Glauben muss eine andere Bedeutung als „Vermuten“ haben. Denn das Wort „Glauben“ impliziert immer etwas Unwägbares, etwas Unbestimmtes, etwas worauf man sich nicht verlassen kann, während der wirklich religiöse Glauben genau das Gegenteil meint, nämlich ein sich verlassen können, ein sich auf etwas verlassen können. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Es bedeutet die Anwesenheit einer Instanz auf die wir uns selbst, das heißt, unser „Ich“, unser Ego, oder das, was wir zu sein glauben, verlassen können.

Wenn jemand diese Instanz, die wir nur in unserem Inneren finden können, besitzt, dann kann er sich selbst verlassen, dann ist er wirklich religiös. Ob wir diese Instanz „Gott“, „Urgrund“, „ursprüngliches Bewusstsein“ oder sonst wie nennen ist vollkommen gleichgültig. Wenn beispielsweise ein Atheist eine solche Instanz besitzt, auf die er sich selbst verlassen kann, dann wird er religiöser als mancher „Gläubige“ sein, der diese Instanz nicht besitzt.

Weil sich diese religiöse Instanz im tiefsten Inneren des Menschen befindet, aber der Mensch von Natur her nach außen gerichtet ist, inszenieren echte Religionsstifter oder Lehrer manchmal eine Art Meister - Jüngerspiel, wobei der Meister, Sheikh oder Guru stellvertretend als diese Instanz von außen agiert und von seinen Schülern oder Jüngern manchmal Vertrauen, Hingabe und absoluten Gehorsam verlangt, wodurch der Schüler im Idealfall sein Ego und seine Konditionierungen überwinden kann.

Ein „gefährliches Spiel“ mögen manche einwenden. Aber ein echter Meister dieser Art wird seine Schüler niemals von sich abhängig machen. Vielmehr wird er – und das ist das Kennzeichen eines echten Meisters – den Schüler immer wieder auf sich selbst zurückwerfen. Und wenn der Schüler die religiöse Instanz, für die der Meister stellvertretend agiert, verinnerlicht hat, wird er sich zurückziehen und den Schüler seinen eigenen Weg gehen lassen.

Der Schüler verlässt sich zuerst auf oder für den Meister und anschließend auf seine innerste religiöse Instanz, den eigentlichen Herrn oder Meister. Es ist eine Variante des inneren Kampfes und des spirituellen Transformationsprozesses des Menschen – ein tiefgreifender Prozess, tiefer als irgendein oberflächlicher, ja oft blinder „religiöser Glaube“.

Leider wird dieser Prozess aber auch allzu oft von selbst ernannten „Religiösen“ missbraucht, um ihre Anhänger zu konditionieren und zu rekrutieren, um sie für ihre Eigeninteressen dienstbar zumachen.

Veerendra H. Bühner